Die Abteilung Vorderasiatische Archäologie im Institut für Archäologische Wissenschaften verfügt dank eigener Ausgrabungen im Vorderen Orient, Schenkungen und mehrerer umfangreicher Dauerleihgaben Dritter über eine Sammlung von 1.200 überwiegend originalen Objekten aus den altorientalischen Kulturen, darunter vor allem Keramik, Bronzen, Glasobjekte sowie eine große Anzahl archäologischer Fundobjekte aus Nordsyrien. Diese teils noch unbearbeiteten Funde bieten vielfältiges Material für Qualifikationsarbeiten und Forschungsprojekte. Sie finden außerdem Einsatz in der Lehre, erlauben sie doch die unmittelbare Anschauung, die für die archäologische Ausbildung unerlässlich ist. Ein kleiner Teil der Sammlung ist im Ausstellungsraum des Institutes im IG-Farbenhaus ausgestellt und kann nach Absprache mit dem Sammlungsverantwortlichen besichtigt werden. Im Rahmen eines vom BMBF geförderten Digitalisierungsprojektes werden Teile der Sammlung unter anderem für die Sammlungshomepage der Goethe-Universität zur digitalen Publikation vorbereitet und dienen somit außerdem der Außendarstellung des Faches. Da die Abteilung über keine finanziellen Mittel zu einem Ausbau der Sammlung verfügt, kann sie - wenngleich wünschenswert – keine systematische Erweiterung betreiben, sondern ist weiterhin auf private Leihgaben oder Schenkungen dritter angewiesen.
Gesamtzahl der Objekte: circa 1.200
Objektgattungen: antike Vasen, Bronzen, Terrakotten; Grabungsunterlagen
Datierung der Objekte: 6. Jahrtausend v. Chr. bis islamzeitlich (7. bis 9. Jahrhundert n. Chr.)
Erfassung: Interne Datenbank vorhanden
Mit der Verlegung des „Seminars für Vorderasiatische Kunst und Bauforschung“ von Marburg nach Frankfurt am Main kam der Grundstock einer 1943 begründeten Lehrsammlung hierher, die Funde aus verschiedenen deutschen Ausgrabungen umfasste: Ktesiphon am Tigris, Assur, Babylon und Uruk. Unter den Zuwächsen aus Kunsthandel und Sammlerbeständen war eine umfangreiche Privatsammlung anatolischer und westiranischer Objekte, die dem Lehrstuhl für „Archäologie und Kulturgeschichte des Vorderen Orients“ in den 1990er Jahren überlassen wurde, am bedeutendsten. Vertreten sind unter anderem tiergestaltige Bronzeanhänger und Bronzewaffen aus Luristan, gravierte Bronzebleche aus Urartu, Tongefäße und Terrakotten. Das bedeutendste Objekt ist eine große sitzende Frauenfigur aus Terrakotta aus der Hacιlar-Kultur (circa 5700 v. Chr.) mit rot-weißer Streifenbemalung und eingelegten Obsidianaugen. Farbig glasierte islamische Gefäße und Kacheln bilden die zeitlich jüngsten Stücke unter den Originalen.
Im Zuge des seit 1996 am Institut angesiedelten Grabungsprojektes von Tell Chuera/Syrien wurde die Sammlung um Grabungsunterlagen, Tagebücher, Fotografien und Kleinfunde aus den früheren Tell Chuera-Grabungen Anton Moortgats (1897–1977) bereichert. Die archäologischen Objekte sind in einem neu eingerichteten Sammlungsraum im 7. Obergeschoss des IG-Farben-Hauses ausgestellt.
Marlene Herfort-Koch, Ursula Mandel, Ulrich Schädler (Hg.): Begegnungen. Frankfurt und die Antike. Hans von Steuben zu Ehren, Frankfurt a. M. 1994.
Jan-Waalke Meyer, Wolfgang Meyn (Hg.): Kulturen am Rande Mesopotamiens. Von West-Kleinasien bis zum Kaspischen Meer. Katalog der Sammlung der Abteilung „Archäologie und Kulturgeschichte des Vorderen Orients“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Wiesbaden 2009.
Auswahl erschienener Artikel:
Melanie Gärtner: Archäologie auf dem Dachboden, in: UniReport 2/19, Seite 14 Seite 15