Die Afrikasammlung der UB umfasst ca. 210.000 Bände. Die DFG förderte von 1964 bis 2015 das Sondersammelgebiet Afrika südlich der Sahara. Seit 2016 führt der Fachinformationsdienst Afrikastudien (ebenfalls DFG) die Erwerbung von wissenschaftlichem Material für die Forschung weiter. Dazu kommen das Koloniale Bildarchiv mit ca. 53.000 Glasplatten, Negativen und Abzügen und die Bibliothek der Deutschen Kolonialgesellschaft mit rund 15.000 Monographien und ebenso vielen Zeitschrif-tenbänden. Sowohl die Restaurierung und Konservierung der Originale, sowie die (Neu-) Digitalisierung, Erschließung und Präsentation im lokalen (OPAC) und in überregionalen Portalen (z.B.Europeana) dienen als Grundlage für die wissenschaftliche Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte anhand dieser zeitgenössischen Bestände.
Gesamtzahl der Objekte: 53.000
Objektgattungen: historische Fotografien (unter anderem Glasplatten, Diapositive, Printabzüge)
Datierung der Objekte: 1870 bis 1950
Erfassung: Die Bestände des Bildarchivs wurden in Kooperation mit dem Geographie-Professor Uwe Ulrich Jäschke von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden und mit Hilfe von Drittmitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft mikroverfilmt und vollständig digitalisiert: https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/kolonialesbildarchiv
Außerdem ist der Afrika-Ausschnitt in die virtuelle Fachbibliothek „internet library sub-saharan Africa“ eingebunden: http://www.ilissafrica.de/
1891 begann die Geschäftsstelle der „Deutschen Kolonialgesellschaft“ (DKG) in Berlin, den Grundstock zu einer eigenen Bildsammlung zu legen. Mitglieder stellten der DKG Originale oder Kopien ihrer Aufnahmen zur Verfügung. Zu den Fotos wurden Vortragsmanuskripte ausgearbeitet. Mit Bildset und Projektor konnten diese ausgeliehen werden, um einen eigenständigen Diavortrag als Abendveranstaltung oder als Vorprogramm vor Kinofilmen zu halten. Diese Werbevorträge waren eine der Hauptformen der Öffentlichkeitsarbeit des größten und einflussreichsten Interessenverbands der deutschen Kolonialbewegung.
In der NS-Zeit wurde die DKG in den Reichskolonialbund integriert, daher sind auch Fotos aus dieser Epoche vorhanden. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Sammlung in thüringische Bergwerksstollen ausgelagert, dort von amerikanischen Truppen sichergestellt und schließlich der damaligen Stadt- und Universitätsbibliothek übereignet. Daneben wurden einige kleine Privatsammlungen und rund 15.000 Bildeinheiten aus der Sam Cohen Bibliothek in Swakopmund/Namibia in das Koloniale Bildarchiv integriert.
Die Fotografien machen die Kolonialzeit in ihrer ganzen regionalen Breite und inhaltlichen Vielfalt sichtbar. Bilder zur Landschaft, zu Landwirtschaft und Tieren, Siedlungen, Schule und Mission, Handel und Verkehr fehlen ebenso wenig wie Darstellungen von Menschen und Kulturgütern. Die Sammlung bietet ein unschätzbares visuelles Quellenmaterial zu historischen Ereignissen und Entwicklungen sowie zu den Bildern in den Köpfen der Zeitgenossen. Oft sind die Aufnahmen die einzigen überlieferten visuellen Zeugnisse der ehemaligen Kolonien.
Hartmut Bergenthum: „Ozeanien“ und „Afrika südlich der Sahara“. Zwei Sammlungen in der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main mit bundesweitem Versorgungsauftrag, in: Jahrbuch für Europäische Überseegeschichte, 8. Jg. 2008, S. 239–252.
Wilhelm R. Schmidt: Des Kaisers neue Kolonien, in: forschung. Das Magazin der Deutschen Forschungsgemeinschaft, 2007, Heft 1, S. 8–13.
Uwe Ulrich Jäschke (Hg.): 15 Jahre „Koloniales Bildarchiv“ an der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, Dresden 2004, http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/frontdoor/index/index/docId/886.
Irmtraud Dietlinde Wolcke-Renk: Afrika südlich der Sahara (SSG 6,31): aus der Afrika-Abteilung der Stadt-und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, Frankfurt a. M. 2004, S. 43–61.