© Peter Steigerwald 2014
von Charlotte Trümpler
Die brasilianische Umbanda-Religion entstand Anfang des 20. Jahrhunderts in Rio de Janeiro durch die Vermischung von afrikanischen Bantu-Sklaven stammenden Glaubenssystem mit indigenen und christlich-katholischen religiösen Traditionen. Die Figuren gehören einem streng hierarchisch gegliederten Pantheon an und werden als Geister von Ahnen in Trancepraktiken bei Liedern und Trommelrhythmen verehrt.
Zuoberst stehen die Indianergeister (Caboclos), die als anständige, edle, starke Menschen gelten und den ländlichen Kontext symbolisieren. Die unterste Position nimmt Zé Pelintra ein, der im weißen Anzug gekleidete Vatermörder; er gehört zum »street folk« – dem Bereich der Gewalt. Die Jesus-Figur steht für die christlichkatholischen Werte, gilt aber auch als Schutzpatron für die Prostituierten. Escrava Anastacia, die Verkörperung der Milde und Liebe, ist das Kind einer schwarzen Sklavin und eines weißen Herrn. Wegen ihrer Schönheit und ihren blauen Augen wurde sie gezwungen, eine Maske zu tragen, die zu ihrem Tod führte. Die Figuren stehen auf Altären, die so variantenreich sind wie ihre Geister, und werden mit unterschiedlichsten Opfergaben versorgt.
Dieses Objekt war in der Jubiläumsausstellung "Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität" 2014/2015 zu sehen. Der erläuternde Text wurde für die Ausstellung bzw. den begleitend erschienenden Katalog verfasst.