von Dr. Felix Giesa
Dieses mit gut 300 Jahren älteste Buch aus der Benjamin’schen Sammlung stellt, quasi als Ausgangspunkt für die gesamte, folgende Sammlung, eine exemplarische Vermessung der Welt dar. Der ‚tragbare Atlas‘ enthält Modelle der Welt, Karten ihrer Vermessung und Erläuterungen der ‚cosmographischen‘ Erkenntnisse. Ebenso wie die Kosmolog:innen über die physikalischen Zusammenhänge der Welt nachdenken, mag Benjamin die intellektuellen Zusammenhänge studiert haben. Ist sie vielleicht sogar der Ausgangspunkt für seine ‚Archäologie der Moderne‘, die „den Reichtum von Schichten, in dem sich die Welt und ihre besten Gehalte aufbauen“ (Benjamin VI, 95) wiederherzustellen vermag? Wie auch zahlreiche andere Stücke der Sammlung jedoch, ist auch hier das Denken aus einer klaren eurozentristischen Sicht geprägt, die zwar die Schichten der Welt sieht – aber deren eigene Sicht noch nicht wahrzunehmen vermag.
Felix Giesa ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kustos am Institut für Jugendbuchforschung der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Die Objekterzählung entstand im Rahmen der Ausstellung "ein/aus gepackt: Kinderbuchsammlung Benjamin" (Oktober 2022-Februar 2023), in der ausgewählte Bücher der Sammlung aus unterschiedlichen fachlichen und persönlichen Perspektiven kommentiert wurden.