von Lotta Zipp
„Es kommt uns seltsam vor, Bücher ernst nehmen zu sollen, die nie Bestandteil einer ‚Bibliothek‘ waren. Vergessen wir nicht, daß das Buch ursprünglich ein Gebrauchsgegenstand, ja ein Lebensmittel gewesen ist. Diese hier sind verschlungen worden. Studieren wir an ihnen die Nahrungsmittelchemie der Romane!“ Mit diesem Appell endet Benjamins Aufsatz Dienstmädchenromane des vorigen Jahrhunderts (1929), welcher mit einer Abbildung aus dem nebenstehenden Werk illustriert ist. Auch wenn seit den 1960er Jahren Bestrebungen unternommen wurden, populäre Kultur wissenschaftlich zu erschließen, ist der deutschsprachige Kolportageroman bis heute wenig erforscht. Dies liegt zum einen an der mangelhaften Überlieferung, zum anderen an der Stellung im literarischen Wertesystem, die er bis heute innehat ‒ das eine geht mit dem anderen einher. Eventuell trägt diese Ausstellung dazu bei, das zu ändern.
Zugang zum vollständig digitalisiertem Buch erfolgt unter diesem Link.Lotta Zipp studiert den Master Kinder- und Jugendliteratur-/Buchwissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Die Objekterzählung entstand im Rahmen der Ausstellung "ein/aus gepackt: Kinderbuchsammlung Benjamin" (Oktober 2022-Februar 2023), in der ausgewählte Bücher der Sammlung aus unterschiedlichen fachlichen und persönlichen Perspektiven kommentiert wurden.