Das Gefäß ist eine sogenannte Schnabelkanne, eine typische und langlebige Gefäßform in der kleinasiatischen Keramik, die nach ihrem schnabelartigen Ausguss benannt ist.
Die Schnabelkanne zeichnet sich neben der namengebenden Ausgussform durch den scharfen Schulterumbruch aus: Auf einem abgesetzten, flachen Boden verbreitert sich der untere Gefäßkörper konisch nach oben, um in der Körpermitte abzuknicken, auf der die annähernd halbkugelige Schulter folgt. Der bogenförmig verlaufende Henkel ist an der oberen Hälfte des Gefäßes angebracht und leitet in den röhrenförmigen Hals über. Der weit ausgezogene Ausguss ist entsprechend schräg angeschnitten. Die Oberfläche des Gefäßes ist rötlich-braun und wurde geglättet. Die vollständig erhaltene Schnabelkanne ist nur am Boden sowie am Ausguss leicht beschädigt.
Das Objekt gehört zur „Toreutischen-Gruppe“, deren kantige Formen und polierte, rötlich-braune Oberflächenbehandlung an Metallgefäße erinnern, die wohl als Vorbilder für diese Keramikgruppe dienten. Gefäße, die mit dem vorliegenden Objekt vergleichbar sind, wurden vom 18.-16. Jh. in Zentralanatolien gefunden, vor allem in der Hauptstadt Hattuscha / Bogazköy.
Beschrieben von Natalie Mez
Dieses Objekt war in der Jubiläumsausstellung "Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität" 2014/2015 zu sehen. Der erläuternde Text wurde für die Ausstellung bzw. den begleitend erschienenden Katalog verfasst.
Literatur
Sinje Stoyke, Eine Schnabelkanne aus Anatolien (Katalog-Nr. 45), in: Jan-Waalke Meyer (Hrsg.), Kulturen am Rande Mesopotamiens. Von West-Kleinasien bis zum Kaspischen Meer, Frankfurter Archäologische Schriften 8, Wiesbaden 2009, S. 49 – 52.