»Einzelne Expeditionen in die Tiefe der Erinnerung« nannte Walter Benjamin (1892 –1940) die Prosaminiaturen seines autobiografischen Werkes Berliner Kindheit, in denen er Schauplätze und Episoden seines Aufwachsens im Berlin der Jahrhundertwende beschrieb – darunter auch die fast greifbare Szenerie eines Weihnachtsfestes. Eine Ansammlung von Kindheitsidyllen, denen man jedoch anmerkt, dass sie aus der Perspektive des Exils geschrieben und von den Erfahrungen des jüdischen Literatur- und Kunstkritikers im nationalsozialistischen Deutschland überschattet wurden. Vielleicht war dies auch der Grund dafür, dass Benjamin die einzelnen Texte immer wieder überarbeitete und ergänzte, Passagen strich oder in neuer Reihenfolge zusammenfügte. Zu seinen Lebzeiten erschienen nur einzelne Fragmente in Zeitungen; erst 1950, zehn Jahre nach Benjamins Tod, gab sein Freund TheodorW. Adorno (1903 – 1969) sie erstmals als Buch heraus.
Dieses Objekt war in der Jubiläumsausstellung "Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität" 2014/2015 zu sehen. Der erläuternde Text wurde für die Ausstellung bzw. den begleitend erschienenden Katalog verfasst.