von Charlotte Trümpler
Wohl keine andere Wissenschaft hat den Blick hinter die »Kulissen« so ermöglicht wie die Physik. Durch die Entwicklung von optischen Geräten konnten Objekte in weiter Ferne und in großer Nähe beobachtet werden, die für das menschliche Auge bis dahin nicht sichtbarwaren. Dazu gehören Mikroskope, die Carl Zeiss (1816 – 1888) ab 1847 in Jena und später die Gebrüder Wilhelm (1840 – 1925) und Heinrich Seibert (1842 – 1907) in Wetzlar zu großer Präzision entwickelten. Eines davon verhalf dem Physiker Otto Stern (1888 – 1968) zu einem Nobelpreis bei seinen Forschungen zum Nachweis der Richtungsquantelung.
Ein wahrer Glücksfall, um einen Blick in den Forschungsalltag zu erhalten, sind die unzähligen Tagebücher, Laborhefte, Skizzen- und Notizbücher, Studienblätter und Fotodokumentationen, die die Wissenschaftler hinterlassen haben. Sie zeugen von einer großen Leidenschaft, einem enormen Schaffenswillen, einer ungeheuren Systematik und einem regelrechten Sammelwahn. Zugleich geben sie einen wunderbaren Einblick in die Motivationen der Forscher, ihr Ringen um Erkenntnisse und ihre emotionalen Schwankungen bei Irrungen, Erfolgen und Misserfolgen.
Dieses Objekt war in der Jubiläumsausstellung "Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität" 2014/2015 zu sehen. Der erläuternde Text wurde für die Ausstellung bzw. den begleitend erschienenden Katalog verfasst.