Gesamtzahl der Objekte: 229
Objektarten: Moulagen (Wachsmodelle von Hautkrankheiten, hier v.a. derSyphilis, der Hauttuberkulose, der Hauttumoren und diverser Infektionskrankheiten)
Datierung der Objekte: 1904 bis 1955
In der Dermatologie, einem stark morphologisch-deskriptiv orientierten Fach, suchte man seit jeher nach patienten-unabhängigen Darstellungsmöglichkeiten zur Gestaltung von Lehrveranstaltungen. So wurden Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts bevorzugt Moulagenmodelle als Anschauungsmaterial in der dermatologischen Lehre aber auch als abschreckende Darstellungen zur Belehrung der Bevölkerung bezüglich der Folgen der damals recht häufigen Geschlechtskrankheiten verwendet. Bei den Moulagen (Wachsmodellen) handelt es sich um detailgetreue, dreidimensionale, lebensecht aussehende Wachsmodelle erkrankter Körperregionen. Sie wurden als Gipsabdruck unmittelbar am Patienten gefertigt und dann mit einer Wachs-Harz-Mischung ausgegossen, um nach der Härtung kunstvoll bemalt zu werden.
Die Universitätshautklinik verfügt über 229 Moulagen mit deren Sammlung unter dem Ordinariat von Karl Herxheimer (1861-1942) begonnen wurde. Die ältesten reichen in das Jahr 1904 zurück. Sie spiegeln ein breites Spektrum an dermatologischen Krankheitsbildern wider, besondere Schwerpunkte der Sammlung liegen im Bereich der Syphilis, der Hauttuberkulose und den Hauttumoren. Bis zur Emeritierung Herxheimers wurde die Sammlung kontinuierlich erweitert und ein hauptamtlicher Moulageur (Ernst Winkler) eingestellt, auf den ein Großteil der noch vorhandenen Moulagen zurückgehen. In der Blütezeit der Sammlung umfasste sie über 1000 Moulagen, die in einem besonderen Raum der Universitätshautklinik ausgestellt waren. Auch heute noch enthält die Sammlung einige Exponate der berühmtesten Moulageure Europas, wie beispielweise Jules Baretta (Paris), Alfons Kröner (Breslau) oder Theodor Johnson (Freiburg).
Die Moulagen dienten vor der Ära der Farbfotografie als Lehrmaterial zur Ausbildung von Studenten und Weiterbildungsassistenten, wurden aber auch immer wieder im Rahmen von Kongressen zur Darstellung neuer oder seltener Krankheitsbilder genutzt. Auch in der heutigen, digitalen Zeit haben die Moulagen nichts an ihrer Faszination verloren und werden weiterhin in der Lehre und zu Prüfungszwecken eingesetzt, da ihre Dreidimensionalität teilweise dem Farbfoto überlegen ist. Gegenwärtig ist der Großteil der Sammlung in Kisten verpackt und unzugänglich zwischengelagert.
Auswahl erschienener Artikel über die Sammlung:
Melanie Gärtner: Kunstwerke aus Wachs. Die Moulagensammlung des Universitätsklinikums vermittelt einen lebensechten Eindruck von Hautkrankheiten aller Art, in: UniReport 4/19, S.14