Die Hebraica und Judaica Sammlung der UB ist die größte Sammlung ihrer Art in Deutschland und zählt weltweit zu den bedeutendsten ihrer Art. Der rund 350.000 Bände umfassende Bestand enthält Hand-schriften und gedruckte Werke in allen Sprachen, - insbesondere in Jiddisch und Hebräisch, sowie Notendrucke, Illustrationen, Atlanten, Zeitungen und Tonträger - und bietet damit fast vollständige Ressourcen für das gesamte Spektrum der Jüdischen Studien.
Entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die Spenden jüdischer Frankfurter Mäzene, hat der überwiegende Teil der Sammlung die Zeit des Nationalsozialismus unbeschadet überstanden. Vom 1949-2015 von der DFG gefördert, führt der 2016 (mit Unterstützung der DFG) eingerichtete Fachinformationsdienst Jüdische Studien die Erwerbung, Erschließung und Vermittlung von wissenschaftlichem Material und Informationen für die Forschung weiter. Die historischen Bestände sind fast vollständig digitalisiert und stehen über das Portal Digitale Sammlungen Judaica weltweit kostenlos zur freien Verfügung. Ebenso sind sie in überregionalen Portalen (z.B.Deutsche Digitale Bibliothek oder Europeana) und über die gängigen Suchmaschinen zu finden.
Gesamtzahl der Objekte: circa 350.000
Objektgattungen: Handschriften, Inkunabeln und gedruckte Werke in allen Sprachen, insbesondere in Jiddisch und Hebräisch, Notendrucke, Illustrationen, Atlanten und Zeitschriften, darunter über 500 laufende Abonnements, Mikroformen, Tonträger und elektronische Publikationen
Datierung der Objekte: 13. Jahrhundert bis heute
Erfassung: Die Teilsammlungen sind in verschiedenen gedruckten und elektronischen Katalogen verzeichnet, alle Handschriften, Bücher und Zeitschriften sind unter ihrem Einzeltitel im OPAC zu finden. Die Freimann-Sammlung ist in dem 1932 von Aron Freimann veröffentlichen Katalog der Judaica vollständig aufgeführt.
Zudem sind die Werke mehrheitlich digitalisiert und in den Digitalen Sammlungen der UB im Judaica Portal online frei verfügbar: http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/judaica
Die einzelnen Teilsammlungen sind in sieben getrennten Datenbanken dabei auch einzeln durchsuchbar. Alle digital vorliegenden Werke sind in Online Verbundskatalogen, so auch in der Europäischen Digitalen Bibliothek „Europeana“ nachgewiesen.
Die Judaica-Sammlung der Universitätsbibliothek entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die großzügige Spenden Frankfurter Juden, die ihre Privatbibliotheken hinterließen oder den Ankauf von wichtigen Spezialsammlungen finanzierten. Zu den herausragenden Stiftern zählen Mitglieder der Familie Rothschild, insbesondere Wilhelm Carl von Rothschild (1828–1901) und seine Nichte Hannah Luise von Rothschild (1850–1892) sowie Charles L. Hallgarten (1838–1908), Jakob Schiff (1847–1920) und Georg Speyer (1835–1902). 35 Jahre lang, bis zu seiner Entlassung 1933, wurde die Sammlung von dem Bibliographen und Historiker Aron Freimann (1871–1948) betreut, der sie zur umfangreichsten und bedeutendsten Spezialsammlung des europäischen Kontinents ausbaute. In der Zeit des Nationalsozialismus überstand die Sammlung die Aneignungsversuche entsprechender Einrichtungen ohne größere Verluste, Teile wurden durch die Bombardierung Frankfurts zerstört.
Die Sammlung bildet die Grundlage des Sammelschwerpunktes Jüdische Studien, der seit 1949 von der Universitätsbibliothek betreut wird und der die wissenschaftliche Literatur zu allen Aspekten des Judentums ohne territoriale oder sprachliche Begrenzungen im In- und Ausland kontinuierlich so umfassend wie möglich erwirbt. Heute stellt die Sammlung den größten Bestand zu diesem Thema in der Bundesrepublik Deutschland dar.
Rachel Heuberger: Aron Freimann and the development of Jewish bibliography in Germany in the 20th century, in: Studies on Steinschneider. Moritz Steinschneider and the emergence of the science of Judaism in nineteenth-century Germany, hg. v. Reimund Leicht, Gad Freudenthal, Leiden, Boston 2012, S. 319–337.
Rachel Heuberger: Judaica Europeana – Jüdisches Kulturerbe in der virtuellen Welt, in: LBI Information, 14. Jg. 2011, S. 184–191.
Rachel Heuberger: Aron Freimann und die Wissenschaft des Judentums, Tübingen 2004.
Rachel Heuberger: Bibliothek des Judentums: Die Hebraica- und Judaica-Sammlung der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main. Entstehung, Geschichte und heutige Aufgaben, Frankfurt a. M. 1996.
Ernst Loewy: Die Judaica-Sammlung der Frankfurter Stadt- und Universitätsbibliothek, in: Bulletin des Leo Baeck Instituts, 8. Jg. 1965, S. 55–64.
Auswahl erschienener Artikel:
Rachel Heuberger: Pessach – das Fest der Freiheit, UniReport 2/19, S. 23.