Sammlungen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Über 30 wissenschaftliche Sammlungen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung befinden sich am Standort Frankfurt am Main. Hierzu gehören zoologische, botanische und paläontologische/geologische Sammlungen. Einige der Sammlungen sind historisch eng mit der Goethe-Universität verknüpft, andere sind durch die sie betreuenden Personen aktuell in Forschung und Lehre der Goethe-Universität eingebunden.
Stellvertretend für die Zoologischen Sammlungen stellen wir hier die Sammlung der Crustaceen vor, die sowohl früher mit Herrn Prof. Dr. Türkay als auch heute mit Prof. Dr. Angelika Brandt eng mit der Goethe-Universität verbunden ist.
SAMMLUNG CRUSTACEEN
Gesamtzahl der Objekte:circa 70.000 Serien mit durchschnittlich 20 Exemplaren
Objektgattungen: Krebse in Alkohol, in geringem Umfang auch trocken; assoziierte Dokumente
Datierung der Objekte: 19. bis 21. Jahrhundert
Erfassung: Katalogisierte Stücke vollständig in Inventarbuch erfasst und auf Karteikarten präsent; seit 1989 vollständig in Sammlungsmanagementsystem SeSam erfasst, das einen detaillierten Online-Zugang erlaubt. Retrospektive Katalogisierung auch alter Bestände in SeSam ist im Gange. Derzeit sind insgesamt ca. 70 % der Sammlung digital aufgenommen.
Die Crustaceensammlung, das heißt die Sammlung an Krebstieren, gehört zu den ältesten Senckenberg-Sammlungen. Sie existierte schon zur Gründungszeit des ersten Museums am Eschenheimer Turm um 1820. Die ersten Zugänge sind heute kaum mehr genau zu identifizieren. Zwischen 1820 und 1832 wuchs die Sammlung aber erheblich, was insbesondere auf die Sammelreisen und Sammlungsaktivitäten von Eduard Rüppell (1794–1884) zurückging. Rüppell erweiterte wesentlich die Crustaceensammlung auf seinen Forschungsreisen nach Ägypten und an das Rote Meer 1822 bis 1827 und 1831 bis 1834. Der 1832 von Adolf Reuss (1804–1878) erstellte erste handschriftliche Katalog der Sammlung enthält bereits 243 Positionen. In der Folgezeit wuchs die Sammlung ständig. Bis zum Zweiten Weltkrieg waren schon deutlich über 1000 Katalognummern vergeben und noch einmal so viel Material war noch unidentifiziert. In neuerer Zeit, vor allem mit der Ausweitung der deutschen Meeresforschung, gelangte zahlreiches weiteres Material in die Sammlung, auch aus den größten Tiefen der Ozeane. Die Sammlung gehört zu den größten Crustaceensammlungen in Europa und ist international besonders für ihre gute Erschließung bekannt. Sie umfasst überwiegend Großkrebse (Crustacea Decapoda), weltweit eine der größten Nordseesammlungen, die weltweit größte Sammlung von Crustaceen der arabischen Meere (Rotes Meer, Golf von Aden, Golf von Oman, Persischer Golf) und die größte Sammlung japanischer Crustaceen außerhalb Japans.
Michael Türkay: 150 Jahre senckenbergische Krebstierforschung, in: Natur und Museum, 111. Jg. 1981, S. 151–157, Abb. 1–7
Michael Türkay: Sektion Crustaceen, in: Geschichte der wissenschaftlichen Sektionen 1967–1992, 175 Jahre Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft. Jubiläumsbd. II, hg. v. Michael Türkay und Willi Ziegler, Frankfurt a. M. 1992, S. 116–121.
Uwe Fritz, Klaus-Dieter Klass, Jan-Michael Lange, Michael Türkay: Senckenbergs Natursammlungen: Unschätzbare Grundlagen für die Forschung, in: Senckenberg 2011–2012, hg. v. Sören Dürr und Volker Mosbrugger, Frankfurt a. M. 2013, S. 128–147.