Bei den Sammlungen des Neurologischen Instituts (Edinger-Institut) handelt es sich um umfangreiche Konvolute unterschiedlichster Materialitäten: Naturale Objekte (Tiergehirne und Schnittserien, Feuchtpräpatarate pathologisch veränderte menschliche Gehirne, neuropathologische Schnitte), Gerätschaften vergangener Wissenschaftspraxis (Mikroskope, Schneidemaschine, Zeichenapparat), plastische Artefakte (Gehirnmodelle von Tieren und Hominiden) sowie Papierdokumente (Buch- und Zeitschriftenbibliothek, Sonderdrucke, Handzeichnungen, Briefe, Fotoporträts) sowie Kunstwerke (Büste, Gemälde). Insgesamt bilden sie ein einzigartiges kulturhistorisches Ensemble zur Geschichte der Hirnforschung in Frankfurt am Main, die bis 1933 vor allem von deutschen Juden vorangetrieben wurde.
Gesamtzahl der Objekte: über 10.000
Objektgattungen: Bücher, Zeitschriften, Sonderdrucke Feucht- und Schnittpräparate von Tiergehirnen, Hirnmodelle, Feuchtpräparate menschlicher Gehirne, Zeichenapparat und Handzeichnungen Edingers, Varia
Datierung der Objekte: 1880 bis 2000
Erfassung: Die Bibliothek ist in einem Katalog erfasst. Ebenso ein Teil der Edinger-Sonderdrucksammlung. Es existiert eine Liste der in der Tiergehirnsammlung vertretenen Spezies.
Das Neurologische Institut (Edinger-Institut) ist das älteste Hirnforschungsinstitut Deutschlands und das zweitälteste Europas beziehungsweise der Welt. Ludwig Edinger (1855–1918) war Nervenarzt und Hirnforscher, er gilt als Begründer der modernen Neuroanatomie. Seine vergleichende Tiergehirnsammlung war die größte seiner Zeit, seine neurowissenschaftliche Bibliothek ist noch heute einzigartig. Unter den Büchern befinden sich zahllose Raritäten sowie mehrere Regalmeter großformatiger Folianten/Atlanten von Tiergehirnen.
Ein vergleichbares historisches Ensemble an aufeinander verweisenden Schaustücken existiert vermutlich an keinem anderen Ort.
Bis Ende 2013 diente die Edinger-Bibliothek den Recherchen auswärtiger Medizin- und Wissenschaftshistoriker. Exponate der makroskopischen Feuchtpräparatesammlung wurden im Rahmen der universitären Lehre zu Illustrationszwecken genutzt, Tiergehirnpräparate für wissenschaftshistorische oder künstlerische Ausstellungen im In- und Ausland zur Verfügung gestellt (Hygiene-Museum Dresden, Arthur van Gehuchten-Ausstellung Brüssel, Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Bonn).
Gegenwärtig sind alle genannten Objekte in Kisten verpackt und unzugänglich zwischengelagert. Sie bilden den Grundstock für das von der Ludwig Edinger-Stiftung geplante Museum zur Geschichte der Hirnforschung in Frankfurt am Main.