Bei diesem Objekt handelt es sich um die Abformung einer Steinschale (Steatit oder Chlorit), die in den englischen Ausgrabungen in Schuttschichten der Perserzeit von Ur in Südmesopotamien entdeckt worden ist. Die umlaufende Darstellung in hohem Relief zeigt eine Reihe von Stieren gegen den Uhrzeigersinn laufend mit Ähren von Korn dazwischen. Entsprechend des sehr plastischen Stils der Uruk-Zeit sind die Köpfe der Stiere, die dem Betrachter zugewendet sind, in hohem Relief über dem Hintergrund erhaben. Eine ähnliche Motivik findet sich etwa auf
den berühmten Uruk-Vasen, den hohen, schlanken Gefäßen mit mehrregistrigen Darstellungen.
Trotz dieser „späten" Fundlage weist der Stil der Darstellung eindeutig in die Uruk-Zeit und damit in das ausgehende 4. Jt. v. Chr.10 Reliefierte Steingefäße sind aus dieser Zeit in zahlreichen Belegen bekannt, von denen mehrere eine ganz ähnliche Motivik zeigen. Allgemein wird in der Darstellung ein Ausdruck von bzw. Wunsch nach (landwirtschaftlicher) Fruchtbarkeit und Fülle vermutet werden können. Die Gipsabformung ist das erste Uruk-zeitliche Reliefgefäß, das nun in der Sammlung gezeigt werden kann.
Beschrieben von Prof. Dr. Dirk Wicke
Literatur
Dirk Wicke (2021), Neues in der Sammlung, in: Enki, Heft 19, S. 37.